Leserbericht: Nokia 808 PureView
Dies ist ein Leserbericht zum Nokia 808 PureView, dem Smartphone mit der 41-Megapixel Kamera. Geschrieben wurde er von NewGadgets.de-Leser Dirk. Auf 1.500 Wörtern teilt er mit uns seine Erfahrungen mit diesem Smartphone.Eines gleich vorweg: ich bin jetzt seit ca. 1,5 Jahren in Blogs unterwegs, um mich über die Entwicklung der Mobiltechnik zu informieren. Ich würde mich selbst als offen, interessiert und vor allem neugierig bezeichnen, soll heißen, daß ich mich auf alle Systeme einlasse, die existieren. Vor allem aber habe ich den Anspruch, vorurteilsfrei anzuschauen und auszuprobieren, bevor ich mir eine Meinung bilde und diese dann vertrete. So habe ich diverse Tablets und Telefone mit diversen Betriebssystemen ausprobiert und getestet (Android, iOs, WebOs, Symbian).
Immer wieder (negativ) aufgefallen ist mir die Neigung einiger Kommentatoren, andere Meinungen als die eigene nicht gelten zu lassen und dies recht rüde vorzutragen. Dies halte ich persönlich für unsäglich, da jeder ein Recht auf seine Meinung hat – sie sollte aber sachlich und andere nicht verletzend vorgetragen werden. Über Vor- und Nachteile, die ein jedes System mit sich bringt, läßt sich vortrefflich diskutieren – aber bitte sachlich, fundiert und höflich.
Mein Erfahrungsbericht wird wahrscheinlich etwas anders verlaufen, als die breite Masse es erwartet. Dies liegt zum einen darin begründet, daß ich zum alten Eisen gehöre, ein Dinosaurier sozusagen, der noch Zeiten ohne Smartphone /Handy kennt und der noch immer ein Tapedeck und einen Plattenspieler sein Eigen nennt. So sind mir Facebook und Twitter ein Graus und ich kann mir ebenfalls nicht vorstellen, mit meinem Smartphone ins Internet zu gehen (dafür ist mir der Bildschirm zu klein) oder E-Mails abzurufen (dafür habe ich meine Tablets). Diese unterschiedlichen Nutzungsverhalten muß jeder für sich selbst entscheiden und das ist ok.
Nun aber zum eigentlichen Thema, dem Nokia 808 PureView
Ich habe dieses Sück Hardware verfolgt, seit es das erste Mal vorgestellt wurde und konnte es kaum erwarten, erste Bilder oder Testberichte zu lesen. Das letzte Jahr war ich ausgestattet mit dem Nokia N8, das bis vor kurzem die beste Handykamera verbaut hatte – nun nicht mehr. Symbian ist mir also vertraut und schreckt mich nicht ab, im Gegenteil (ich habe sogar noch das Nokia 5800 mit S60 – ok, S60 ist…schwierig…). Nokia hat mächtig an Symbian gearbeitet und das merkt man beim 808 mit Belle FP1 deutlich. Es liegt in meinen Augen auf Augenhöhe mit iOs und Android und muß sich nicht verstecken – kein Vergleich zu S60, das viele noch mit Symbian verbinden und von dem zurecht gesagt wird, daß es unkomfortabel und umständlich ist.
Das 808 PureView selbst ist groß und schwerer als vergleichbare Smartphones – das ist eine Tatsache aber es fühlt sich meiner Meinung nach nicht so an. Selbst meiner Frau ist es nicht zu schwer und auch ihr liegt es gut in der Hand und sie kann es, trotz ihrer kleineren Hände, gut einhändig bedienen. Das 808 faßt sich gut an, samtig ist das Gefühl, das der leicht aufgeraute Kunststoff vermittelt. Alle Tasten haben einen guten Druckpunkt, nichts knarzt oder knötert und alles wirkt sehr hochwertig.
Wofür habe ich mir dieses Gerät gekauft?
Die Kamera, klar. Weiterhin ist mir Telefonie wichtig, SMS, Musik, Navigation und Akkulaufzeit. All das bietet das 808 in sehr guter Qualität. Wie eingangs schon erwähnt, lege ich wenig oder keinen Wert auf Internet, E-Mail, Facebook oder Twitter. Insofern kann ich dazu leider nur wenig bis gar nichts sagen. Den Browser habe ich kurz im heimischen Wlan laufen lassen und das war für mich ok, kann aber nicht beurteilen, wie es sich für jemanden anfühlt, der oft mobil im Internet unterwegs ist. Facebook z.B. ist in der Fotogalerie integriert. Der Umzug von meinem N8 war über die Nokia Suite problemlos, Fotos und Musik habe ich über die MicroSD-Karte (intern unter dem Akku – hätte besser gelöst werden können) auf das Gerät gebracht. Symbian bietet 4 Bildschirme, die mit Widgets und Schnellzugriffen belegt werden können. Dies funktioniert analog Android. Alle installierten Programme sind in einem Untermenü organisiert, das man über die Hauptebene erreichen kann. Die vorinstallierten Programme (u.a. ein Officebetrachter, Adobe PDF, YouTube, Spiele, Videobearbeitung, Navigation, Bildbearbeitung, soziale Netzwerke etc.) decken normalerweise mein Nutzungsverhalten komplett ab, so daß mir auch der Store von Nokia keine Sorgen bereitet. Der ist allerdings mit rund 120.000 Apps (noch) größer als der von Windows Phone und mittlerweile findet man die gängigsten Programme dort ebenfalls (was bringen mir rd. 550.000 Apps bei Android, von denen ich gut 99% nicht gebrauchen kann, weil sie einfach nur schlecht sind?).
Obwohl das 808 „nur“ über einen 1,3 GHz getakteten Singlecore mit 512 MB Speicher verfügt, ist die Bedienung ausgesprochen flüssig, Ruckler konnte ich bisher keine feststellen. Dies zeigt einmal mehr, wie wenig Hardware ein gut programmiertes System benötigt, um flüssig laufen zu können. Das Einlesen meiner Fotos mit rd. 5,5 GB von der MicroSD-Karte in die Galerie hat ca. 3 Minuten gedauert und seitdem kann ich in der Galerie im Schnellsttempo scrollen, ohne daß Platzhalter angezeigt werden oder die Anzeige stockt. Allerdings hat Nokia mit FP1 die Galerie merklich abgespeckt, was mir gar nicht gefallen will. Mehrfachauswahl von Fotos, auf dem N8 ohne FP1 noch möglich, ist ersatzlos gestrichen worden. So wird die Übertragung von mehreren Dateien via Bluetooth zur Tortur und ich hoffe, daß das mit einem Update wieder geändert wird. Es ist ebenfalls nicht mehr möglich, seine Galerie mit Ordnern zu kategorisieren – man kann lediglich Datumstags einfügen – ebenfalls ärgerlich und unübersichtlich.
Die Klangqualität des Musikplayers ist, wie von Nokia gewohnt, über alle Zweifel erhaben, die Bedienung einfach und alle wichtigen Daten werden angezeigt. Man kann nach Songs, Alben oder Genres sortieren – Standard halt. Die mitgelieferten in-ears haben einen guten Klang, verzerren aber ab ca. 80% Lautstärke mit zu starken Höhen. Ich habe den Freisprecher des N8 übernommen, der besseren Klang bietet und auch bei hohen Lautstärken nicht verzerrt.
Die Navigationslösung von Nokia funktioniert offline und man hat über die Nokia Suite kostenlos Zugriff auf Karten von rd. 100 Ländern, die man auf das Gerät aufspielen kann. KZF oder Fußgänger spielt dabei keine Rolle, es wird beides unterstützt. Schon mein N8 hat mein altes herkömmliches Navi abgelöst und ab jetzt werde ich halt das 808 benutzen. Die Navigation und die Darstellung auf dem Display sind gut, die Sprachansagen klar und deutlich.
Texteingaben sind auf dem 808 ok…ok deshalb, weil die Tastatur umfangreicher aufgeteilt ist, als bei anderen Smartphones. So blendet Nokia standardmäßig Umlaute ein, die natürlich ebenfalls Platz brauchen und die Einzeltasten somit kleiner machen. Auf dem N8 mit 3,5 Zoll Bildschirm war das noch eine Qual, auf dem 808 mit 4 Zoll geht es besser, ist aber immer noch kein Optimum. Richtig schnell bin ich damit nicht…;-)
Das Telefonbuch bietet unendlich viele Parameter, die den Kontakten zugeordnet werden können. Hier merkt man deutlich, daß Symbian auch mit dem Geschäftsbereich verbandelt war/ist.
Aber was ist mit der Kamera?
Ja die Kamera…es ist das Beste, was ich jemals gesehen habe (in einem Smartphone). Die Bildqualität ist atemberaubend – meine Kompaktkamera (Fujifilm Finepix) wird ausgemustert. Johannes hatte in einem Artikel (Link) ja bereits Beispielbilder veröffentlicht und einige Worte dazu geschrieben – er hat nicht übertrieben. Ich bin absolut begeistert – Tiefenschärfe bei Aufnahmen? Kein Problem. Die Details und die Qualität der Aufnahmen sind fantastisch, das Handling unkompliziert und intuitiv. Laut/leise wird zum Zoomen benutzt, über die Auslösetaste wird das Foto gemacht – so hat man das 808 in beiden Händen und verwackelt die Aufnahme nicht. Alternativ kann über eine Wischgeste auf dem Bildschirm gezoomt werden und ein Softwarebutton für den Auslöser ist ebenfalls vorhanden. Man kann aus dem Kameramenü sofort auf Video umschalten und muß dafür nicht das Programm wechseln. Das Kameramenü ist in drei Bereiche aufgeteilt.
Automatik: keine Einstellungsmöglichkeiten, fotografieren, fertig,
Szenen: hier kann man zumindest Motivprogramme wie Sport, Makro, Nacht etc. aufrufen – die Einstellung wird auf dem Display in Echtzeit sichtbar,
Kreativ: völlige Freiheit – Auflösung ändern, eigene Presets abspeichern, Fotovarianten einstellen (Normal, Lebhaft, Sepia und SW), Aufnahmemodus, Kontrast, Schärfe. Auch hier werden die Einstellungen sofort auf den Bildschirm übertragen, so daß man sofort sieht, welcher Effekt zum tragen kommt.
Leider kann man im Kreativmodus keine zusätzlichen Einstellungen zu Szenen machen, was ich persönlich schade finde.
Der Akku scheint mit 1400 mAh etwas klein dimensioniert, allerdings genehmigt sich der Singlecore recht wenig Strom, so daß bei meiner durchschnittlichen Nutzung durchaus 4-5 Tage vergehen können, bis ich wieder an das Ladegerät muß.
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Als ich das Gerät am Samstag eingerichtet habe, war der Akku bei ca. 70% geladen und wurde nur beim Einrichten über den USB-Port mit Strom versorgt. Danach habe ich bestimmt 3-4 Stunden ununterbrochen damit herumgespielt, Fotos gemacht, Musik gehört, das Programmenü organisiert (Ordner anlegen, unnötige Programme löschen etc.), die Telefoneinstellungen eingerichtet etc. Am Sonntag dann noch einmal ca. 2 Stunden und der Akku war bei ca. 50%. Danach habe ich voll geladen. Am Dienstag Abend hat mein Akku noch rd. 80% und ich habe meinen Jungs in der Firma das 808 ausgiebig gezeigt, auch hier wieder Fotos geschossen (ungläubiges Staunen) und per Bluetooth auf mein Prime geladen – ich bin zufrieden. Ach ja, der Akku ist wechselbar!
Fazit
Diese Kamera mit Telefonfunktion wird mich lange begleiten und ich glaube nicht, daß in absehbarer Zeit ein ähnliches Gerät auf den Markt kommen wird. Es hat Schwächen aber die Stärken überwiegen meiner Ansicht nach und es bedient alles, was ich von einem Kombigerät (Kamera, Musik, Navigation, Telefon) erwarte.
Ich würde es mir jederzeit wieder kaufen!
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