Google Project Glass – läutet es das Ende der Smartphone-Ära ein?
Das engste Bindeglied zwischen Mensch und Internet könnte laut neuester Vision von Google in Zukunft eine Brille im Oakley Design sein, was zugegebener Masse vielleicht nicht jedermanns Design-Empfinden befriedigt. Konzentrieren wir uns lieber auf das, was wichtig erscheint, das Projekt selbst: Google stellte jetzt via Google+ sein Project Glass vor, das Informationen aller Art in ein Brillenglas einblendet. Und damit nicht genug: Die Menschen sollen mit diesen Brillen zukünftig ebenso telefonieren als auch Fotos knipsen können – Google will mal wieder Vorreiter sein, macht aber durch die Veröffentlichung via Google+ klar, dass es hier die Gemeinschaft an der Entwicklung durchaus teilhaben lassen möchte. Das Glass-Projekt wird im Forschungslabor Google X entwickelt, welches neben diesem Projekt übrigens auch an einem Konzept für ein fahrerloses Auto arbeitet. Mit dabei ist auch der in Solingen geborene Wissenschaftler Sebastian Thrun, der an der Stanford University in Kalifornien über Künstliche Intelligenz forscht und als „Google Fellow“ Ideen für Zukunftsprojekte des Internet-Konzerns beisteuert.
Wie das „Project Glass“ funktionieren könnte, zeigt ein Video des Google X-Teams: Nach dem Aufstehen sieht der in New York lebende Brillenträger, welche Termine anstehen: „Heute Abend Jess sehen, 18.30 Uhr.“ Ein Wetterbericht wird eingeblendet. Dann meldet sich ein Bekannter und fragt in einer Sprechblase nach einem Treffen. Der Brillenträger antwortet mit seiner Stimme – die Brille beherrscht somit auch Spracherkennung (Apple’s SIRI läßt grüßen). Die Technik für eine solche Brille wird dabei als „erweiterte Realität“ (Augmented Reality) bezeichnet. Dabei erkennt eine Software Objekte unserer Umgebung, zeigt in einer zusätzlichen Sichtebene Informationen dazu an oder bietet Möglichkeiten, um mit Objekten, Standorten oder Personen zu kommunizieren. Wofür bisher bei den aktuellen Smartphones ein Klick oder eine Fingerberührung nötig war, könnte dann mit einer einfachen Kopf- oder Augenbewegung geschehen.
Dabei wirft das Project Glass bis dato etliche technische Probleme auf, die vor einer Realisierung, die in den USA übrigens innerhalb eines Jahres erwartet wird, gelöst werden müssen. Hier ist hohe Ingenieurskunst gefragt, denn es geht hier um die Themen wie Hochgeschwindigkeitsverbindung ins Web, ausreichende Stromversorgung & Akkulaufzeit, wertige Kameras sowie das Thema Spracherkennung. Doch gerade Google hat in der Vergangenheit immer wieder Innovationskraft gezeigt und somit dürfte eigentlich auch hier in den Schubladen von Google bereits umsetzbare Technologie etc. liegen. Und wie immer wenn Google Innovationen ankündigt gibt es natürlich auch schon erste, durchaus kritische Stimmen zu Googles Project Glass:
„Das ist sicherlich zukunftsträchtig, wirft aber auch sehr viele Fragen auf, über die man schon jetzt nachdenken sollte“, sagt Reinhard Karger vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) „Durch eine solche Brille würde der Datenschutz noch einmal erheblich gefährdet. Der Nutzer würde noch mehr Informationen über sich, sein Verhalten und seinen Aufenthaltsort an das Unternehmen liefern, das diese Daten dann mit den ohnehin bekannten Nutzerinformationen aus E-Mail und Suchanfragen verknüpfen könnte“ so der oberste deutsche Datenschützer Peter Schaar. „Das hilft euch überhaupt nicht, eure Welt zu erkunden. Es hilft Google, eure Welt zu erkunden.“ So Joe Stracci in seinem Blog.
Aber eben vielleicht auch aufgrund dieser ersten Kommentare sucht Google den Kontakt in die Außenwelt, um darauf mit folgendem Satz antworten zu können: „ Nicht nur aus Sicht von Google ist diese Brille vom Markt gewünscht. Denn der zukünftige Markt hat dieses Gerät bereits in der Entwicklung begleitet.“