ASUS RECO Classic Car Cam Testbericht
Auch in Deutschland tendieren immer mehr Autofahrer dazu, ihr Fahrzeug mit einer sog. „Dashcam“ nachzurüsten. Diese erlaubt einem, die eigenen Autofahrten auf Video festzuhalten. Mit der RECO Classic Car Kamera haben auch ASUS Mitte 2015 ihr erstes Gerät in dieser Richtung auf den Markt gebracht. Wofür das Ganze gut ist, was das kleine Gerät so auf dem Kasten hat und wie es sich im Alltag schlägt, erfahrt ihr in diesem Testbericht.
Auch wenn die Verwertbarkeit solcher Dashcam-Videoaufnahmen vor Gericht immer noch sehr umstritten ist, ist es doch irgendwie beruhigend zu wissen, dass im Falle eines Unfalles das Geschehen an der Fahrzeugfront aufgezeichnet wurde. Spätestens wenn man mal selbst in etwas verwickelt wurde und bei all der Hektik das Nummernschild des Unfallverursachers oder andere relevante Daten vergisst, wünscht man sich im Nachhinein ein solches Gadget herbei.
Lieferumfang
Neben der eigentlichen Kamera findet ihr in der kompakten Verpackung ein Fahrzeug-Ladegerät, eine GPS Saugnapf-Halterung, eine alternative Halterung mit Klebepad, 10 selbstklebende Kabelklemmen zur Befestigung des Stromkabels, eine Schnellstartanleitung (leider nur auf der ASUS Website auf Deutsch erhältlich) und eine Garantiekarte.
Eine zwingend erforderliche Micro-SD Karte zum Speichern der Aufnahmen und ein Mini-USB Kabel für die Datenübertragung an den PC sucht man leider vergebens. Auch wenn dieses nicht-mitliefern allgemein gerne so gehandhabt wird, hat man solch eine Speicherkarte wohl nur in den wenigsten Fällen übrig. Zusätzliche Käufe sind hier also fast schon vorprogrammiert.
Handhabung
Zuerst ein kurzer Blick auf die Kamera: An der letztendlich zur Straße gewandten Geräteseite befindet sich das Objektiv, an der zum Innenraum gewandten Seite Bildschirm, Status-LED, Mikrofon, Lautsprecher und die 5 Bedientasten (Notfall/Enter/Aufwärts/Abwärts/Power) mit klarem Druckpunkt. An der Oberseite haben wir eine Aussparung zur Befestigung der Halterung(en) und an der Unterseite einen schmalen Lüftungsschlitz. An der linken Seite ist der Micro-SD Karten-Slot und an der rechten Seite Mini-USB (für das Ladekabel), Mini-HDMI (zur Verbindung mit einem größeren Monitor/Fernseher) und der GPS-Anschluss. Die Verarbeitung der 75 Gramm leichten Dashcam (und auch des Zubehörs) ist zufriedenstellend. Nichts knarzt oder klappert. Anzumerken ist noch, dass die Kamera keinen internen Akku besitzt und somit ausschließlich unter Stromzufuhr im Auto oder am USB-Netzteil konfiguriert/genutzt werden kann.
Das separate GPS-Modul ist fest mit der Saugnapf-Halterung verbunden und sorgt neben der Erfassung der Fahrdaten noch dafür, dass der Saugnapf an die Scheibe gedrückt wird. Demzufolge müsste man mit der alternativen Klebepad-Halterung ohne GPS auskommen, wodurch einige Zusatzfeatures wegfallen würden. Diese dient nicht wie man zuerst vermuten könnte der Befestigung am Armaturenbrett, sondern der permanenten Befestigung an der Windschutzscheibe (falls man das Gerät fest verbauen möchte).
Nachdem die Kamera mit einer passenden Speicherkarte gefüttert und mit einer der beiden Befestigungs-Halterungen in der Mitte der Frontscheibe angebracht wurde (dies sollte möglichst weit oben in der Nähe des Rückspiegels geschehen, da die anzuschließenden Kabel nach oben hin verlaufen), geht es ans Verlegen des immerhin 4 Meter langen Fahrzeug-Ladegerätes. Oder besser gesagt um das Stromkabel, das an der einen Seite mit einem Mini-USB Stecker direkt an der Kamera und an der anderen Seite per KFZ-Stecker mit der 12V-Buchse eures Autos verbunden wird. Je nach temporärer oder langfristiger Nutzungsart bleibt einem selbst überlassen, ob man nun stundenlang feinst säuberlich das Stromkabel hinter der Fahrzeugverkleidung/dem Armaturenbrett verlegt und alles möglichst unauffällig versteckt, oder ob man ganz einfach innerhalb weniger Sekunden beide Kabelenden anstöpselt und die verbleibenden Meter im Beifahrer-Fußraum unterbringt.
Mit Betätigung der Zündung fährt die Kamera automatisch hoch und startet im Anschluss – wenn gewünscht auch direkt die Aufnahme. Bevor die Kamera nun das Verkehrsgeschehen aufzeichnen kann, muss allerdings noch kurz die Speicherkarte formatiert werden. Über die 5 Bedientasten am unteren Bildschirmrand des 2 Zoll Displays können anschließend im übersichtlichen Menü die wichtigsten Parameter wie Datum, Uhrzeit, Auflösung und weitere Einstellungen konfiguriert werden. Auch die Ausrichtung an den Straßen-Horizont (ersichtlich durch rot eingeblendete Linien bei aktivierten Assistenzsystemen) sollte man durchführen.
Technik
Verbaut wurde eine F2.0 Kamerablende mit 140 Grad Weitwinkel-Objektiv, ein optionaler High Dynamic Range (HDR) Modus, ein „Ambarella“ Chip, ein 3-Achsen-Beschleunigungsmesser (G-Sensor) und ein 2 Zoll Display, auf dem die Videos bei Bedarf auch direkt angeschaut werden können. Unterstützt werden Micro-SD Speicherkarten der Klasse 10 mit wahlweise 8, 16, 32 oder 64 Gigabyte (GB). Aufgezeichnet werden die Videos (für die alle 5 Minuten eine neue Datei angelegt wird) in Apples .MOV-Format (AVC/H.264).
Je nach Größe der eingelegten Speicherkarte und eingestelltem Aufnahmemodus können laut beiliegender Schnellstartanleitung Aufnahmezeiten zwischen 94 und 2272 Minuten realisiert werden. Die 5-minütigen Videos unserer Testfahrten im 1080P/HDR/30FPS-Modus lagen bei ca. 532MB. Eine 8GB Speicherkarte dürfte, wenn sie denn auch volle 8GB aufnehmen würde (was sie nicht ganz tut), hochgerechnet nach ungefähr 75 Minuten voll sein. Wie die angegebenen 94 Minuten zustande kommen sollen, ist daher leider nicht ganz schlüssig. Prinzipiell ist der Speicherplatz aber nicht sonderlich relevant (es sei denn, es müssen längere Strecken vollständig aufgezeichnet werden), da die Kamera eine Loop-Funktion besitzt. Diese erzeugt quasi eine Endlos-Aufnahmeschleife, indem sie automatisch die älteren Daten auf der Speicherkarte mit neueren überschreibt, sobald diese ihr Limit erreicht hat.
Aufnahmequalität
Aufgenommen werden die Videos wahlweise mit einer Full-HD Auflösung von 1080P (also 1920×1080 Pixeln) oder 720P (1280×720 Pixeln) und mit einer gewöhnlichen Framerate von 30FPS (Frames per Second, also Bildern pro Sekunde) oder mit höheren 60FPS. Dadurch ergeben sich die 4 Aufnahmemodi 1080P/30FPS, 1080P/HDR/30FPS, 720P/60FPS & 720P 30FPS. Zusätzlich ist die Kamera mit einem High Dynamic Range (HDR) Modus ausgestattet, der auch unter schwierigeren Umgebungsbedingungen wie bspw. auf Nachtfahrten, bei Regen oder direkter Sonneneinstrahlung für möglichst klare Aufnahmen sorgt, indem er Belichtungswerte und andere Parameter automatisch angleicht.
Screenshots aus dem Videomaterial. Die Kennzeichen der anderen Verkehrsteilnehmer wurden von uns unkenntlich gemacht.
Leider steht das HDR Feature ausschließlich im 1080P/HDR/30FPS Modus zur Verfügung. Wie ihr seht, muss man also Kompromisse eingehen. Entweder, man nimmt mit voller Auflösung, HDR und herkömmlicher Framerate auf. Oder mit etwas reduzierter Auflösung und ohne HDR, dafür aber mit doppelt so FPS. Da mit diesen 60FPS doppelt so viele Bilder pro Sekunde aufgezeichnet werden, erscheint das später wiedergegebene Videomaterial sichtbar flüssiger. Braucht man nicht unbedingt und ist wohl auch Geschmackssache, aber uns gefällt’s, da die Kamera das Ganze auch gut umsetzt. Der optimale Aufnahmemodus (aktuelle Videoauflösungen wie „4K“ & Co. mal ausgeschlossen) wäre wohl ein 1080P/60FPS/HDR Modus gewesen, doch leider lässt sich dieser aus technischer Sicht momentan entweder gar nicht oder nur bei extrem wenigen Dashcams realisieren.
100% Crop Ausschnitte
Insgesamt betrachtet liefert die Kamera eine wirklich zufriedenstellende Videoqualität ab. Im 1080P Modus schön scharf und mit HDR-Funktion; In der niedrigeren Auflösung zwar mit etwas weniger Details (also etwas matschiger), dafür aber mit einer flüssigeren Darstellung. Qualitativ betrachtet reichen die 720P vollkommen aus, um das Verkehrsgeschehen festzuhalten. Wenn es darum geht, Nummernschilder und weitere Details besser erkennen zu können, hat jedoch der 1080P Modus mit der höheren Auflösung die Nase etwas weiter vorne. Aber auch hier gibt es nicht immer die Möglichkeit, jedes einzelne Nummernschild abzulesen, da zu viele Faktoren darauf Einfluss nehmen. Auch die integrierten Komponenten wie Mikrofon und Lautsprecher liefern gute Ergebnisse ab.
Zusatzfeatures
Aktiviert man LDWS (Lane Departure Warning System) & FCWS (Front Collision Warning System) im Einstellungsmenü, bietet die Kamera bei Geschwindigkeiten über 60 km/h Spurwechsel-Warnsystem und Aufprallwarnsystem, die einen optisch und akustisch warnen, wenn das Fahrzeug die Fahrbahnmarkierungen übertritt oder dem Vordermann zu dicht auffährt.
Im Falle einer Kollision löst der verbaute G-Sensor eine Notfall-Aufnahmefunktion aus, die ein Video 30 Sekunden vor und nach dem Crash aufzeichnet und dies in einer separaten, gesperrten Datei ablegt. Bis zu 10 solcher Notfall-Videos können aufgenommen werden, ohne dass bereits bestehende Aufnahmen überschrieben werden.
Außerdem wird damit geworben, dass man vom GPS-Sensor über in der Umgebung befindliche Geschwindigkeitsüberwachungskameras benachrichtigt werden kann. In der Fußnote ist allerdings ein „nur in ausgewählten Gegenden verfügbar“ zu lesen. Wo diese Gegenden sein sollen, ist nicht ersichtlich.
Die Kamera bietet einen optionalen Überwachungsmodus, bei dem das System nach 60 Sekunden unveränderter Szenerie in einen Energiesparmodus wechselt und pro Sekunde ein Bild aufzeichnet. Die optionale Bewegungserkennung beginnt automatisch eine Aufnahme, sobald eine Bewegung registriert wird.
Des Weiteren liegt der Dashcam eine Media Player Software bei, über die man die einzelnen Aufnahmen auswerten kann. In dieser hat man nicht nur Einblick in die Videos, sondern dank des GPS Sensors auch in die gefahrene Geschwindigkeit, Himmelsrichtung, den Streckenverlauf (dargestellt über Google Maps) und ein Diagramm des Beschleunigungssensors. Auch gibt es hier einen praktischen „Next Frame“ Button, der es einem bei pausierter Aufnahme ermöglicht, Bild für Bild weiterzuspringen. Dies ist besonders praktisch, um Details an schnell vorbeiziehenden Objekten besser einsehen zu können.
Fazit
Wer sein Fahrzeug mit einer Dashcam nachrüsten und keine Unsummen dafür ausgeben möchte, ist mit der RECO Classic Car Cam von ASUS im mittleren Preissegment von knapp über 150€ wirklich gut bedient. Neben der ansprechenden Optik, einer guten Verarbeitung und der einfachen Handhabung führt sie ihre eigentliche Grundfunktion – nämlich das Aufzeichnen des Verkehrsgeschehens – in einer ansprechenden Qualität aus, an der es nichts groß zu bemängeln gibt.
Bei Features wie dem High Dynamic Range-Modus (HDR) oder der flüssigeren Bilddarstellung von 60 Bildern pro Sekunde muss man Kompromisse eingehen. Auch fehlt es dem Lieferumfang an Speicherkarte/Datenübertragungskabel und bei Nutzung der alternativ beigelegten Klebepad-Halterung steht kein GPS-Modul zur Verfügung. Auch technisch gesehen gibt es noch etwas ausgefeiltere Systeme – bspw. mit 170 Grad-Weitwinkel anstatt 140 Grad oder einer weiteren Kamera für das Heck – doch für die muss man auch deutlich tiefer in die Tasche greifen. Die beiliegende Zusatzsoftware zur Auswertung der aufgenommenen Videos und deren GPS- und Beschleunigungssensor-Daten ist gut durchdacht und stellt alle wichtigen Aufnahmedetails in einer einfach handzuhabenden Oberfläche übersichtlich dar. Zusatzfeatures wie die Notfallaufnahme und das Spurwechsel-/Aufprallwarnsystem runden das stimmige Gesamtpaket gut ab.
Positiv:
+Software zur Datenauswertung (inkl. G-Sensor Daten)
+Full-HD Kamera mit 140 Grad Weitwinkel-Objektiv
+Spurwechsel- und Aufprallwarnsystem (ab 60km/h)
+Integrierter Beschleunigungssensor (G-Sensor)
+Stimmiges Preis-Leistungs-Verhältnis
+Gute Verarbeitung
+HDR-Aufnahmen
+Notfallaufnahme
+Loop-Aufnahme
Negativ:
-Notwendige Speicherkarte/Mini-USB Kabel müssen separat erworben werden
-GPS nur in Verbindung mit der Saugnapf-Halterung nutzbar
-60FPS nur in der niedrigeren 720P-Auflösung verfügbar
-HDR-Funktion ausschließlich im 1080P/30FPS Modus
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