Fitbit One Testbericht – die Messbarkeit der eigenen Person
Paula hat sich das Fitbit One genauer angeschaut, ein kleines Gerät das man immer mit sich herumträgt um seine Schritte zu zählen und zu sehen wie fit man ist.
Es ist 21Uhr an einem Dienstagabend, ich schaue auf mein Fitbit – was? Erst 4986 Schritte und nur eine Etage gelaufen? Was ein fauler Tag – da muss ich wohl noch mal los und ne kleine Runde drehen – denn so ganz ohne Erfolgsbadge am Tag fühle ich mich schlecht. Wer hätte gedacht, dass 10.000 Schritte doch so weit sind. Oder dass es, wenn man im ersten Stock wohnt, gar nicht so einfach ist, zehn Etagen am Tag zu laufen?
Der Fitbit One, ein etwa Feuerzeug-kleiner Schrittzähler mit Zusatzfunktionen wie Höhenmetermessung und Kalorienverbrauchsrechner, überwacht in fast allen Situationen den täglichen Bewegungsumfang und erfasst ihn zahlenmäßig – meine Bewegungen, mein ich wird zum „quantifiable self“.
Installation
Das Fitbit One wird in einer durchsichtigen Plastikbox geliefert – neben dem Fitbit selbst sind darin enthalten: ein Clip um den Fitbit an Hose oder Top zu befestigen, ein USB-Ladekabel, ein kabelloses USB-Dongle und ein Armband mit dem man den Fitbit zur Schlafüberwachung tragen kann.
Der erste Versuch der Installation misslingt dann allerdings komplett – mein kleines Netbook mit Windows XP erkennt weder das Fitbit One noch den USB-Dongle. Auch nach mehreren Versuchen, Konsultation der FAQs auf der Fitbit-Seite (XP wird als System akzeptiert) und dem Versuch einer manuellen Installation: es passiert gar nichts. Ebenso erfolglos mein Versuch den Fitbit-Support zu kontaktieren – auf meine Anfrage habe ich bis heute keine Antwort. Zweiter Versuch dann im Büro – dort am Windows 7-Rechner. Und tada: es funktioniert und nach der ersten Identikfikation des Fitbits durch einen Zahlencode über das USB-Dongle kann ich mein Profil im Dashboard online einrichten. Dort hinterlege ich Körpergröße, Gewicht, Alter und könnte dort sogar eine Schwangerschaft angeben.
Nach einer Stunde ist der Fitbit dann auch vollständig geladen und kann seinen Dienst aufnehmen. Einmal geladen hält er mindestens eine Woche – neigt sich die Batterie dem Ende zu, schickt Fitbit mir eine E-Mail um mich daran zu erinnern das Fitbit aufzuladen.
Funktionsweise
Das Fitbit wird an der Kleidung getragen und registriert Schritte und Aktivität, aber auch Treppensteigen bzw. bergauf gehen. An normal warmen Tagen trägt er sich bequem mit dem Clip an der vorderen Jeanstasche – an Sommertagen wird es allerdings für frau etwas schwierig etwa an einem Kleid einen passenden Trageort zu finden. BH-Träger sind geeignet, allerdings kann das je nach Temperatur schwitzig werden – zudem wird es schwierig in der Öffentlichkeit kurz mal den aktuellen Schrittestand abzufragen. Dieser lässt sich übrigens mit einem Druck auf dem Knopf am Display ablesen – jeder weitere Druck auf den Knopf zeigt einen weiteren Wert. So kann man zu jeder Zeit sehen, wie viele Schritte bereits gegangen, wie viele Etagen gestiegen, welche Strecke zurückgelegt und wie viele Kalorien verbrannt wurden. Zusätzlich zeigt eine Blume, deren Stengel je nach Grad der Aktivität länger oder kürzer ist, wie aktiv man in den letzten Stunden und Minuten war. Zuletzt zeigt das Fitbit auch noch die aktuelle Uhrzeit an. Drückt man den Knopf lange startet eine Stoppuhr und erstellt einen so genannten „Aktivitätsdatensatz“. Während man also durch den Wald oder am Main entlang läuft kann kontinuierlich überprüft werden, was man seit verlassen des Hauses geleistet hat. Später am Dashboard auswerten kann man den Aktivitätsdatensatz auswerten: für jede Minute wird die jeweilige Aktivität detailliert anzeigt, inklusive Laufgeschwindigkeiten und Durchschnittsgeschwindigkeiten.
Badges und Dahsboard
Das Dashboard zeigt nach Synchronisation über das USB-Dongle die aktuelle Tagesleistung an und den Fortschritt gegenüber der vorgegebenen Wochenziele (70.000 Schritte, 56km und 70 Stockwerke), die man aber auch individuell anpassen kann. Auch kann man dort Auswertungen und Übersichten der letzten Tage, Wochen und Monate ersehen. Hier werden zudem die „Badges“ gesammelt – die kleinen Motivatoren, die dafür sorgen, dass man abends um 23Uhr beim Zähneputzen durch die Wohnung läuft, um die noch fehlenden 300 Schritte auf das nächste Badge zu bekommen. Badges gibt es für Tagesleistungen an Schritten (5.000, 10.000, 15.000, usw.) und an Etagen (10, 25, 50, usw.), sowie für Longterm Achivements an Strecke (50km, 250km, 500km) und Höhe – 500 Etagen sind das Helikopter-Abzeichen, was die 1000 sind – da fehlen mir noch über 200 Etagen. Wöchentlich erhält man eine Auswertung der Leistungen per E-Mail, zudem wird bei erreichen eines neuen Badges eine Gratulations-Mail versandt. Wenn man möchte kann man seine Badges natürlich auch in den diversen sozialen Netzwerken teilen.
Auf dem Dashboard lassen sich auch alle Aktivitäten nachtragen, die das Fitbit nicht aufzeichnet – wie etwa schwimmen. Aber auch andere Aktivitäten wie Fahrrad fahren oder Yoga erkennt das Fitbit nicht automatisch.
Weitere (ungenutzte) Funktionalitäten
Um die Überwachung des Körpers und seine Messbarkeit zu erweitern ist die Zufuhr der Kalorienaufnahme ebenfalls im Dashboard zu erfassen. Hier muss man genau angeben was man gegessen hat. Beim ersten Versuch, eine Scheibe Brot mit Gouda aufzuzeichnen, scheitere ich allerdings schon – es gibt nur „Brot mit Schinken und Käse“, „Brötchen mit Ei, Käse und Speck“ oder „Brötchen mit Speck, Ei und Käse“ oder je 100 Gramm verschiedener Brotsorten und keinen Gouda-Käse. Da jetzt manuell Kalorien zu rechnen und das einzugeben ist mir ehrlich gesagt zu aufwendig und so lasse ich diese Funktion des Fitbits links liegen.
Mit dem mitgelieferten Armband lässt sich das Fitbit auch über Nacht tragen. Um den Schlaf zu überwachen drückt man dazu den Knopf lange und startet einen Aktivitätsdatensatz. Das Fitbit misst dann die Schlafdauer, die Schlafunterbrechungen und auch wie oft man aufgestanden ist. Angeblich lassen sich auch hierüber Aussagen zum individuellen Wohlbefinden machen. Mehrfach nahm ich mir vor auch diese Funktion zu testen, bin allerdings immer eingeschlafen, bevor ich das Fitbit aktiviert hatte.
In der Fitbit-Community kann man seine Ergebnisse teilen und sich und andere motivieren. Dazu muss man aber willens sein, sein individuelles Bewegungspensum anderen mitzuteilen – ich bin das nicht. Für jene, die aber etwa mit einem klaren Ziel wie Gewichtsverlust mit einem Fitbit starten, ist so eine Öffentlichkeit sicher interessant. Ob sie hilfreich ist und wirklich motivierend, sei jedem selbst überlassen.
Besonderheiten
Es gibt übrigens eine Möglichkeit das Fitbit zu beschummeln: wenn man eine Rolltreppe hochläuft zählt das Fitbit mehr Etagen als bei der gleichwertigen Treppe! Sonst konnte ich aber keine Cheats finden, das Fitbit scheint meine Schritte und Bewegungen gut zu messen.
Bewertung
Während den letzten sechs Wochen habe ich für diesen Test über 53.000 Kalorien verbrannt und mit 501.557 Schritten über 340km zu Fuß zurückgelegt. Insgesamt mag ich das Fitbit – es motiviert mich zu mehr Bewegung, auch wenn ich nicht weiß ob die 300 Extra-Schritte beim Zähneputzen, um das 10.000er-Badge zu kriegen, wirklich etwas für meine Fitness bedeuten. Aber grade nach einem Tag im Büro, wenn ich gerne einfach auf der Couch bleiben würde, zeigt das Fitbit mir harte Fakten, die dagegen sprechen. Ich unterwerfe mich der erdrückenden Beweislage und lasse mich noch mal rausscheuchen – und fühle mich danach tatsächlich besser. Auch bei längeren Wanderungen und Ausflügen ist das Fitbit ein netter Begleiter – oben auf dem Gipfel ein kurzer Blick und man sieht: wow, das waren heute schon 15.000 Schritte und 74 Etagen, ganz schön was geschafft! Wenn es dann abends noch Badges regnet, umso besser. Negativ war lediglich der erste Installationsversuch und der mangelnde Support. Wer also mal wissen möchte, wie viel oder wie wenig man sich so an einem durchschnittlichen Tag bewegt sollte ein Fitbit oder ein ähnliches Gerät oder eine App testen. Ob man sich nachher in der (faulen) Haut dann noch so wohl fühlt, bleibt abzuwarten.
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