Dolby Atmos: Ich habe die Ohren gespitzt
Im April hat Dolby seine neue Surround Sound Technologie Dolby Atmos vorgestellt, ein Soundsystem für Kinos welches jeden Lautsprecher direkt ansteuern kann um einen natürlicheren Surround Sound liefern zu können.
Das System ist aber auch ein Hybrid, denn man kann trotzdem noch den Sound kanalbezogen ausgeben lassen. Eine weitere Besonderheit sind Lautsprecher die an der Decke angebracht sind um so auch noch eine weitere (Sound-)Dimension hinzuzufügen. Der Sound kann jetzt also von überall herkommen.
Derzeit wird in Kinos entweder 5.1 oder 7.1 Sound verwendet. Zwar ist dies schon Surround Sound, dadurch dass dieser aber kanalbezogen ist, sind die Übergänge von Kanal zu Kanal meist sehr hart. Durch ein System welches jeden Lautsprecher einzeln ansteuern kann wird der Surround Sound weicher und realistischer. Es werden bis zu 128 verlustfreie Audio Inputs (für Kanäle oder Objekte) und bis zu 64 Lautsprecher unterstützt. Durch die Skalierbarkeit des Systems können Kinobetreiber ihr Soundsystem sogar nach und nach aufbauen, je nach Budget.
Ich hatte die Möglichkeit im neu eröffneten Dolby Europa-Office in London das neue Soundsystem probezuhören. Dolby hat dafür ein eigenes Kino in seinen Räumlichkeiten eingerichtet, welches mit 38 Lautsprechern ausgestattet ist.
Für die Demonstration wurde der Sound von einigen bekannten Filmen wie Die Frau in Schwarz und Mission Impossible 4 neu gemixt um zu zeigen was mit Dolby Atmos möglich ist. Ein Horrorfilm wie Die Frau in Schwarz erhält durch solch einen präzisen Surround Sound natürlich eine noch ganz andere Atmosphäre und es wurde die Szene gezeigt wo der Sohn von Sam Daily seinen Vater ruft, richtig gruselig! Der Sandsturm bei Mission Impossible 4 erhält durch die Deckenlautsprecher einfach ein ganz anderes Flair und man kann sich leichter in die Szene hineinversetzen. Im Film Red Lights, der im August bei uns anläuft, geht es um paranormale Aktivitäten und in einer Szene poltert es stark vom Dachboden – mich hat es ein wenig aus dem Sitz gehoben, die Deckenlautsprecher sind wirklich etwas besonderes. In einer weiteren Demo gab es nichts auf der Leinwand zu sehen, sondern wir hörten nur einen Gitarrenspieler der um uns herumlief. Man konnte wirklich genau hören wo er sich gerade befand und das Klangerlebnis kam mir sehr realistisch vor.
Was kann solch ein System aber noch, ausser dem Publikum ein neues Sounderlebnis zu liefern? Werden die Regisseure in Zukunft vielleicht auch mehr in ihren Filmen darauf eingehen dass ihnen nun wirklicher Rundumklang zur Verfügung steht und nicht mehr nur kanalbezogener Sound? Mehr Actionszenen mit Helikoptern die über unseren Köpfen umherfliegen? Intensivere Regenszenen? Wir wissen es nicht, dürfen aber durchaus gespannt sein! Solch ein dreidimensionaler Sound (dank der Deckenlautsprecher haben wir nun neben der X- und Y- auch eine Z-Achse) eignet sich natürlich auch hervorragend für 3D Filme um das Gefühl noch weiter zu verstärken.
Der erste Film mit Dolby Atmos Sound ist Brave von Disney Pixar, der in Deutschland Merida – Legende der Highlands heißt und ab dem 2. August bei uns in die Kinos kommen wird.
Derzeit ist Dolby Atmos in rund 20 Kinos weltweit vertreten, da es sich jetzt erst in der Startphase befindet. Nächstes Jahr werden eine Menge weiterer Kinos folgen, man ist bereits in den Verhandlungen mit Kinobetreibern weltweit.
Am Ende liegt es aber an den einzelnen Kinobetreibern bzw. -ketten ob sie sich für Dolby Atmos entscheiden werden. Einige werden jetzt sicherlich die Vermutung anstellen dass Kinobetreiber für diesen neuartigen „3D Sound“ auch nochmal zusätzlich zur Kasse bitten werden, dies bezweifle ich aber. Ich würde mich auf jeden Fall freuen bald auch mal in einem Kino in meiner Nähe einen ganzen Spielfilm mit dem Dolby Atmos Sound genießen zu können.
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